Digi und Mimi Geschichte2021-07-20T12:22:14+02:00

2. Digi und Mimi Geschichte

Als der kleine Delfin zu Hause war, konnte er an nich ts anderes denken, als an das, was er heute am Tag erlebt hatte: Der Wind, das digitale Meer, die Daten und die Möglichkeit, im Internet alles, was man will und braucht, zu finden, sich sogar mit Freunden zu unterhalten und zum Spielen zu verabreden! Sogar als es Zeit war, schlafen zu gehen und als wie jeden Abend nach dem Zähneputzen und im Schlafanzug der kleine Delfin in seinem Bettchen lag und Mama mit seinem Lieblingsbuch die Gutenachtgeschichte vorlesen kam, konnte der Kleine Delfin sich nicht auf die Geschichte konzentrieren und lag mit verträumtem Blick da. Seine Augen wollten sich nicht schließen, bis Mama es bemerkte und den Kleinen Delfin fragte, was mit ihm sei.
Da erzählte der Kleine Delfin seiner Mutter von seinem Ausflug auf die Meeresoberfläche, vom Ballspiel, vom Wind, vor allem vom Digitalen Meer und dem Gespräch mit Mimi. Nachdem er mit seiner Erzählung fertig war, sprach Mama zu ihm:
„Ich bin sehr froh, Kleiner Delfin, dass du wieder gesund zu Hause bist. Ich möchte aber, wenn es dir das nächste Mal langweilig wird, dass Du bitte nicht allein auf die Meeresoberfläche schwimmst und wartest, bis Papa oder ich wieder zu Hause sind. Du kannst uns auch anrufen und fragen, ob Du rausschwimmen darfst. Nun hast du schon das Digitale Meer kennengelernt, sehr spannend!
Weißt du, noch vor 50 Jahren gab es diese Welt aus Daten gar nicht, es gab nur die eine – die reale Welt. Die digitale Welt, oder man nennt diese auch das Internet, wurde von den Menschen erschaffen. Eine lange Geschichte ist es, ich erzähle sie dir nur ganz kurz: Im Jahr 1969 wurde in den USA das erste Internet, damals hieß es Arpanet, erfunden. Damals waren Computer so groß wie die Kleiderschränke und die gab es zuerst nur bei der Armee, später auch in den Universitäten. Die Wissenschaftler, es waren Physiker und Informatiker, haben es für die US-Armee erfunden, um die geheimen Informationen schnell und sicher unter den Offizieren im Krieg zu verschicken. Dafür wurde auch ein bestimmter Code erfunden. Dieser Code besteht aus zwei Zeichen 1 und 0. Mit diesen beiden Ziffern wird jede Nachricht, sei es ein Bild oder ein Text, codiert und von einem Computer zum anderen per Kabel verschickt. Diesen Dienst durften nur bestimmte Menschen nutzen, die Wissenschaftler, die daran arbeiteten, und die Armeeleute. Physiker und Informatiker arbeiteten dabei daran, um diese Möglichkeit, die Daten untereinander per Kabel auszutauschen, noch besser zu machen. Es dauerte über 30 Jahre lang, bis das Internet für alle Erwachsenen und später auch für Kinder zugänglich wurde. Auch an den Computern wurde fleißig gearbeitet. Computer, die früher den ganzen Raum einnahmen, passen heute mit Leichtigkeit in die Hosentasche. So wie zum Beispiel ein Smartphone.
Heute kann man übers Internet sogar telefonieren, Bilder verschicken, Filme gucken, Musik und Geschichten hören, Spiele spielen und sich mit anderen Nutzern über etwas austauschen. Sogar einkaufen kann man übers Internet. Aber das ist ein besonderes Thema, über das ich mit dir später reden werde. Der Zugang in dieses digitale Meer war nur für Erwachsene erlaubt. Denn um darin zu surfen, zu schreiben usw. muss man schon lesen und schreiben können. Vor allem muss man die Regel kennen, um sich sicher darin zu bewegen. Zuerst braucht man ein Gerät: einen Laptop, einen Computer oder ein Smartphone. Diese Geräte kosten aber viel Geld. Manchmal tausend Meuro bezahlen Erwachsene dafür, das ist sehr viel Geld!
Erst wenn man groß genug ist, vor allem lesen und schreiben kann, erst dann kann man ins virtuelle Meer eintauchen. Manchmal passieren einem wundersame Dinge, so wie dir heute, und man kommt aus Versehen dorthin. Deswegen ist es sehr wichtig, dass du mit Mama und Papa darüber redest, wenn Du Lust hast, etwas Neues auszuprobieren.
Es ist sehr schön, dass Mimi dir auch über die Regeln im Internet etwas erzählt hat, aber es gibt noch sehr viel, was du wissen solltest, bevor du deinen eigenen Computer oder gar ein Smartphone bekommst.“
„Oh, das wäre toll. Morgen frage ich Mimi, wo sie das alles gelernt hat.“
„Ja, das machst du bitte. Erlaube mir aber bitte, über dein heutiges Abenteuer mit Papa zu sprechen.“
Der Kleine Delfin war damit einverstanden. Mama deckte ihn mit seiner weichen Decke zu und der kleine Delfin schlief eingekuschelt ein.
Am nächsten Tag nach der Schule beeilte sich der Kleine Delfin zu Mimi zu kommen. Er hatte sehr viele Fragen an sie.
Bei ihr angekommen, klopfte er an der Tür. Mimi war zu Hause und freute sich über seinen Besuch. Sie hatte Zeit und war bereit, mit ihm über das Internet zu sprechen und vor allem zu erzählen, wo sie das alles gelernt hatte.
Und sie erzählte, wie eines Tages Familie Seestern zu Besuch kam. Es waren eine Tante von Mimi und der Cousin. Der Cousin hatte ein Gerät bei sich. Dieses Gerät war etwas kleiner als ein Buch und hatte einen Bildschirm, der leuchtete. Mit diesem Ding war er auch die ganze Zeit beschäftigt und wollte gar nicht mit Mimi spielen. Er saß schweigend auf der Couch, hielt das kleine schwarze Ding in den Händen, starrte darauf und tippte mit seinen Fingern ab und zu auf das Display. In den Ohren hatte er Kopfhörer und nickte manchmal mit dem Kopf, als würde er einen Tanz mit seinem Kopf ausführen.
Mimi wollte wissen, was für ein Wunderding er da habe. Der Cousin erklärte ihr, dass das ein Smartphone sei und mit diesem könne er auch ins Internet gehen, Spiele spielen, Videos anschauen, Musik hören und sogar mit Freunden chatten. Das war faszinierend! Beide Seesternkinder saßen nun auf der Couch, Mimi hörte ihrem Cousin gebannt zu und beobachtete, wie er alles machte.
„Möchtest Du es auch ausprobieren?“, fragte der Gast.
„Gerne!“, antwortete Mimi.
Sie bekam das Smartphone in die Hand und tat das Gleiche wie ihr Cousin. Sie klickte auf die Bilder, wischte mit den Fingern über den Bildschirm und schaute auch Videos. Nur mit dem Eintippen klappte es nicht so schnell. Dann wollte sie wissen, ob man damit nicht nur Videos abspielen, sondern ob man auch etwas über die anderen Meere und anderen Lebewesen erfahren könne. Besonders interessierten sie das Leben auf dem Festland und die Menschen. Als sie ihren Cousin fragte, wie das ginge, antwortete er:
„Das musst du im Internet nachfragen.“
Und er klickte hilfsbereit im Smartphone den Browser an. Da öffnete sich ein Fenster mit einem langen Schlitz in der Mitte und bunten Buchstaben.
„Hier, dieses Fensterchen ist die Suchleiste einer Suchmaschine, da kannst du hineinschreiben, was du wissen möchtest“, sagte der Cousin.
Mimi tippte ein: „Was ist Erde?“. Daraufhin öffnete sich eine Liste von Ergebnissen – Zeilen mit blauen und schwarzen Buchstaben. Mimi begann sich durch diese zu klicken. Sie klickte mit dem Fingerchen auf die erste Zeile und es öffnete sich eine Seite, auf der sehr viel Text stand. Mimi las diesen Text, aber die meisten Worte kannte sie nicht und die Sätze waren sehr kompliziert gebaut. Sie wusste aber nicht, wie man zurück zu der Seite mit den Ergebnissen kam. Ihr Cousin half ihr dabei. Er sagte, sie brauche nur auf den „Zurück-Button“ zu klicken. Der befinde sich auf dem Bildschirm oben links. Mimi fand einen Pfeil in der äußersten Ecke und klickte darauf. Im selben Augenblick bekam sie wieder die Liste mit den Ergebnissen zu ihrer Frage. Sie klickte auf die nächste Zeile und vor ihren Augen erschien wieder eine Seite mit Text, in dessen Mitte ein Fenster war, unter dem stand: „Video abspielen“. „Das muss wohl ein Video über die Erde sein, ich kann also sogar sehen, wie es dort aussieht!“ dachte Mimi und klickte mitten auf den Dreieck-Pfeil. Schwubs! Ein etwas kleineres Fenster sprang auf und verdeckte fast die ganze Seite. Darauf waren bunte Bilder und es stand geschrieben: „Heute ist dein Glückstag! Du hast ein Smartphone gewonnen! Klicke hier!“ Daneben war eine Zeile unterstrichen. „Wow!“, dachte Mimi, „ich habe ein eigenes Smartphone gewonnen!“ Und sie tat alles, was das Fenster mit bunten Bildern von ihr verlangte. Sie tippte ihren Namen und die Adresse in einem Formular ein, klickte auf ein Kästchen, unter dem geschrieben stand: „Ich akzeptiere die AGB“. Zwar wusste sie nicht, was AGB sind, aber sie tat alles, was das Programm ihr angeboten hatte. Schließlich würde sie ihr eigenes Smartphone bekommen! Ihr Cousin war inzwischen aus dem Zimmer gegangen und Mimi musste nun alles allein machen. Sie musste nun nur auf die Schrift „Verbindlich bestellen“ klicken. Und Zack! Weg war das Fenster mit bunten Bildern.
Am nächsten Tag fuhren ihre Tante und ihr Cousin wieder nach Hause. Mimi konnte kaum an etwas anderes denken als daran, dass sie bald ihr eigenes Smartphone bekommen würde.
Ein paar Tage später klingelte es an der Tür. Mimis Mutter öffnete die Tür und begrüßte den Postboten. Mimi konnte aus ihrem Zimmer hören, wie ihre Mutter zu dem Postboten sagte: „Wir haben aber nichts bestellt.“ Der Postbote war damit nicht einverstanden und meinte, dass es an Mimi Seestern adressiert sei. Als Mimi ihren Namen hörte, eilte sie zur Tür. Ihrer Mutter erzählte sie von dem Gewinn und wollte dem Postboten das Paket abnehmen.
„Gern, aber zuerst bekomme ich von Ihnen 200 Meuro, junge Dame.“
„200 Meuro! Das ist viel Geld, so viel habe ich gar nicht!“, antwortete Mimi.
Mama Seestern stand daneben und sagte, dass der Postbote das Päckchen bitte zurückbringen solle.
„Das muss wohl ein Irrtum sein, wir haben nichts bestellt“, sagte Mama Seestern.
Der Postbote ging wieder. Als Mama die Tür geschlossen hatte, fragte sie Mimi, wie es dazu gekommen sei. Mimi erzählte ihr alles. Mama war gar nicht damit zufrieden, dass Mimi allein mit dem Smartphone geblieben war und dass sie einem Programm im Internet geglaubt hatte, dass es einen Gewinn geben würde.
„Das ist Werbung und Abzocke“, sagte Mama. „Firmen, die Smartphones verkaufen, wollen mehr davon verkaufen und wenden deshalb solche Tricks an. Kinder dürfen gar nicht allein ins Internet.“
Eine Woche später bekamen sie einen Brief und eine Rechnung von der Firma, die Mimi ein Smartphone versprochen hatte. Wie es weiter ging, wusste Mimi nicht genau. Sie wusste nur, dass Mama in eine Beratung der Verbraucherzentrale gegangen war und ein Brief an die Firma geschrieben wurde. Die Erwachsenen hätten es irgendwie geklärt. Mimi aber wurde zu einem Kurs „Sicher schwimmen im Internet“ geschickt und lernte dort all die Regeln darüber, wie man sich im Internet verhalten sollte. Als sie mit dem Kurs fertig war, bekam sie einen „Surfführerschein“. Darauf war Mimi sehr stolz. Ihre Eltern waren auch sehr zufrieden und zu ihrem Geburtstag bekam Mimi einen Laptop geschenkt.
„Phu!“ sagte der Kleine Delfin. „Ein Glück, dass die Erwachsenen das noch klären konnten und dass alles gut ausgegangen ist. Mimi, ich möchte auch lernen, wie man im Internet schwimmt. Vielleicht bekomme ich dann zu meinem Geburtstag auch einen eigenen Laptop oder gar ein Smartphone!“
Geschichte von Valentina Dann

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«DIGI-MEE[H]R – Sicher schwimmen im Internet reloaded» ist ein Projekt vom Club Dialog e.V., gefördert von der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz Berlin.

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